Die Kirchweih und ihre Geschichte!

Eine alte Tradition besagt, dass junge, unverheiratete Männer den Kirchweihburschen beitreten dürfen. Dieser Brauch hat sich in den meisten fränkischen Dörfern und Städten durchgesetzt. Ohne diese jungen Männer wäre das Kirchweihbrauchtum wohl nie so ausgeprägt worden, wie es heute ist.

So waren es gerade im 18. und 19. Jahrhundert viele studentische Burschenschaften, die sich zur Feier der Kirchweih traf. Später entstanden dann immer mehr Vereinigungen, die aus Bauern und Arbeitern bestanden und sich auf dem Lande zu Kirchweihburschenschaften zusammenschlossen.

In der Regel traf man sich im Wirtshaus, wo eine zünftige Blasmusik aufgespielt wurde. Bei Tanz, gutem Essen und Bier wurde miteinander gelacht und gefeiert. Auf dem Tanzboden lernte man das andere Geschlecht kennen und nicht selten auch lieben. Zum Brauchtum gehörte, dass am Samstag der Kirchweihbaum (eine Fichte) aus dem Wald geholt wurde. Sie wurde mit Pferde- oder Ochsenfuhrwerken an den Ortsrand gebracht, wo die Bäume mit bunten Bändern geschmückt wurden. Am Nachmittag stellte man den Baum im Ortskern neben der Kirche, bei der meist auch ein Wirtshaus war, auf. Hier konnten sich die jungen Burschen bewähren und zeigen wie viel Kraft sie besaßen. Beobachtet wurden die Bemühungen von Kindern, den älteren Dorfbewohnern und auch von den jungen Mädchen. Begleitet wurde diese schweißtreibende Arbeit von Musikanten sowie den frechen und zum Teil obszönen Gesängen der Kirchweihburschen. Diese nahmen gerne aktuelle Geschehnisse im Dorf auf die Schippe oder waren anzüglich an das weibliche Geschlecht gerichtet.

 

 

 

 

 

 

 

Jedoch gibt es auch viele Berichte über Streitigkeiten und Schlägereien wärend des jährlich wiederkehrenden Festes. Besonders betroffen waren sicherlich die Mannsbilder die zu tief in ihren Maßkrug geschaut hatten. Große Rivalitäten gab es schon immer zwischen unterschiedlichen Burschenschaften. So begannen die jungen Leute den Kirchweihbaum des anderen Vereins zu schälen, was eine große Schande war. Keiner wollte sich gerne nachsagen lassen, dass er nicht auf sein besonderes Kirchweihsymbol, den "Kerwasbaum", aufgepasst hatte. So spottete man über die Kirchweihburschen, die vor Erschöpfung oder zu viel Alkoholkonsum eingeschlafen waren. Von den Mitbewohnern der Ortschaft wurden sie dann gerne als "Schlamper" und "Stümper" beschimpft. Aus diesem Grund entstanden feste Baumwachen, die die Nächte am Baum sitzend verbrachten und mit Adleraugen über den Baum wachten.

Abschluss der dreitätigen Feierlichkeiten bildete das traditionelle Betzenaustanzen. Hierbei putzte sich der Kerwasbursche heraus und bat ein Mädchen mit ihm auszutanzen. Das Mädchen, selbt in schöne Gewänder gekleidet, wartete darauf, dass sie "ihr" Bursche in einem festlichen Zug mit den anderen Kirchweihburschen von zu Hause abholte. Natürlich durften dabei die Musikanten nicht fehlen. Am Kirchweihplatz angekommen, tanzten die Paare um den Kirchweihbaum herum. Beim Kirchweihbaum stand ein männliches Schaf (der sogenannte Betz) angebunden. Daher auch der Name "Betzenaustanzen". Dieses galt es zu gewinnen. Damit ein Gewinner ermittelt werden konnte, wurde ein mit Bändern geschmückter Birkenast den tanzenden Paaren übergeben. Dieser wurde nach jeder Umrundung des Baumes an das nächste Paar weitergegeben. Ein mit einem Tuch abgedeckter Wecker war bereit gestellt. Wenn dieser zu klingeln begann, war das Austanzen vorüber. Das Paar, welches den Ast in der Hand hielt, war der Gewinner. Sie mussten nach der Kirchweih eine Feier für die anderen Paare ausrichten. Jedoch ist es vermutlich nur ein Gerücht, dass der Betz nach dem Austanzen geschlachtet worden ist. Vielmehr bekamen die jungen Leute ein anderes Geschenk (Wurst, Bierkrug, Blumen, o.ä.).

 

 

 

 

 

 

 

 

Auch heute noch sind diese Bräuche erhalten und werden von den Burschenschaften gepflegt. Die Traditionen sind dabei in fast jedem Dorf ein wenig anders. Was dazu einläd, die verschiedenen Kirchweihen einmal zu besuchen.

 

 

 

 

 

 

 

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